Der Lehrplan ist das Kind.
Rudolf Steiner
Mit dieser Aussage machte Rudolf Steiner darauf aufmerksam, dass alles Lehren seinen Ausgang beim Kind nehmen sollte, weil das Kind selbst zeigt, wonach es in welcher Altersstufe verlangt. Rudolf Steiner hat erforscht und dargelegt, wie die Entwicklung, die jeder Heranwachsende körperlich, seelisch und geistig durchläuft, bestimmten Gesetzen unterliegt. Das genaue Beobachten und Erkennen dieser Entwicklungsgesetze ist Voraussetzung für unsere Pädagogik.
Einem schulreifen Kind, das noch vorwiegend mit seinem Körper „ganz bei der Sache“ ist, nicht lange still sitzen kann, immer etwas tun will und dem sein seelisches Erleben anzusehen ist – Freude und Begeisterung beim Lernen wie Ermüdung und Überforderung gleichermaßen – wird man den Stoff anders vermitteln als dem Jugendlichen, der – nach außen hin vielleicht träge, unbeteiligt und uninteressiert scheint – seine Auseinandersetzung mit der Welt mehr nach innen verlegt hat. Es wird beim Kind etwas anderes angesprochen als beim Jugendlichen.
Die Waldorfpädagogik berücksichtigt die gesetzmäßige Entwicklung des Kindes und Jugendlichen. Bei der Vermittlung des Stoffes kommt es vor allem auf das Wie an. Die Lehrinhalte werden so vermittelt, dass sie sozusagen mitwachsen können, gleich einem Samenkorn, das in das Kind gelegt wird, das keimt, sprießt und über die Jahre erst heranreift und Früchte bringt. Das Rhythmische und die Bewegung sowie die bildhafte Darstellung sind beim Kind die vorrangige Methode, während später beim Jugendlichen überwiegend die intellektuellen Fähigkeiten gefordert werden.
Abschlüsse
Fertig! Jeder wie er kann und will
Waldorfschulen haben einen eigenen Erziehungs- und Bildungsauftrag in der öffentlichen Schullandschaft. Damit ergeben sich auch besondere Arten von Prüfungen am Ende der Waldorfschulzeit. Parallel zum Waldorfabschluss nach der 12. Klasse legen die Schüler*innen an der Waldorfschule Braunschweig die staatlichen Abschlüsse Sekundar 1 (Hauptschulabschluss) bzw. Sekundar 2 (Realschulabschluss) ab.
Darüber hinaus können sie in der 13. Klasse die Fachhochschulreife bzw. die Allgemeine Hochschulreife erwerben. Die notwendigen Prüfungen werden dabei im Rahmen des Zentralabiturs mit den gleichen Anforderungen wie an staatlichen Schulen abgelegt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Braunschweiger Waldorfschüler*innen dabei überdurchschnittliche Leistungen erbringen.
Pädagogik
Von Klasse 1 bis 13: Gemeinsam für ́s Leben lernen
Das Prinzip der Auslese wird an Waldorfschulen durch eine Pädagogik der Förderung ersetzt. Eine gemeinsame Schulzeit über zwölf Schuljahre für Schüler*innen mit verschiedenen Begabungen und unterschiedlicher sozialer Herkunft stärkt die soziale Kompetenz. Deshalb gibt es auch kein Sitzenbleiben und keine nackte Notenbewertungen: Jede/r Schüler*in erhält ein individuelles Textzeugnis, das die Stärken und Schwächen umfassend benennt und so Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Erziehungsarbeit bietet.
Nach der Unterstufe findet kein Schulwechsel statt und bis zur 8. Klasse ist kein Lehrer*innenwechsel vorgesehen. Diese Konstante schafft Raum für Entwicklung, eine feste Gemeinschaft kann entstehen.
Erst in der Oberstufe werden parallel dazu Notenzeugnisse ausgestellt, um eine Vergleichbarkeit mit öffentlichen Leistungsvorgaben zu ermöglichen. Der Unterricht an Waldorfschulen basiert weltweit auf den Prozessen kindlichen Lernens und den Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend.