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Aus dem Schulgarten
Klimaschutz im Schulgarten
Durch Gartenarbeit das Klima zu schützen, kann auf relativ einfache Art und Weise gelingen, indem alte und neue Methoden der Bodenbearbeitung miteinander kombiniert werden. Dabei gehen der Aufbau der Bodenfruchtbarkeit und der Klimaschutz Hand in Hand.
Ein fruchtbarer Boden ist seitdem der Mensch begann, Ackerbau zu betreiben, ein wichtiges Ziel in der Landwirtschaft gewesen. Seither ist bekannt, dass tierische Exkrimente, im Fachjargon Wirtschaftsdünger genannt, die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Bereits in der Bibel steht, dass im siebten Jahr der Acker nicht bewirtschaftet werden soll. Der Acker liegt ein Jahr brach. Ein vollständiger Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung gibt dem Boden Zeit, sich selbst zu regenerieren, indem Pflanzenwurzeln und Bodenorganismen ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen können und ein stabiles Bodengefüge aufbauen und den Boden mit Humus anreichern. Humus ist der fruchtbare Bodenanteil. In deutschen landwirtschaftlich genutzten Böden beträgt der Humusgehalt 1,7 bis 3,5 %. Humus bezeichnet die fein zersetzte tote organische Substanz im Boden und ist Forschungsgegenstand vieler wissenschaftlicher Projekte, weil Humus ein Speicher für organischen Kohlenstoff ist.
Die tote organische Substanz hat in der Regel Pflanzliches als Ausgangsmaterial, welches zuvor durch die Fotosynthese von der Pflanze gebildet wurde. Dabei wird CO2 (Kohlenstoffdioxid) aus der Luft von der Pflanze aufgenommen. In diesem Prozess wird der Kohlenstoff aus dem Kohlenstoffdioxid in die Biomasse der Pflanze umgewandelt. Diese Biomasse, z. B. abgestorbene Pflanzenteile oder tierische Exkrimente, werden von Bodenorganismen über komplexe Nahrungsnetze zu Bodenkohlenstoff ab- und umgebaut. Laut IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist global etwa fünfmal mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert als in der Vegetation.
Somit ist das Einbringen von organischen Materialien das A und O eines fruchtbaren Bodens. Im Schulgarten geschieht dies durch das Einarbeiten des Mistes aus dem Tiergehege unserer zwei Esel und zwei Schafe. Das Düngen mit dem Kompost ist ebenfalls elementar. Wie stark die organische Masse in stabile Humusverbindungen umgebaut werden kann, hängt wesentlich von der Bodenart ab. Höhere Ton- und Schluffanteile wirken positiv auf den Humusaufbau, während es in sandigen Böden schwieriger umsetzbar ist. Mit dieser organischen Düngung werden auch die angebauten Kulturen mit allen wichtigen Nährstoffen, bis auf den Stickstoff, ausreichend versorgt.
Im Schulgarten vermeiden wir Schwarzbrachen.
Bei Schwarzbrachen handelt es sich um ordentlich umgegrabene Beete, auf denen kein Pflänzchen zu sehen ist. Solche Gemüsebeete sind im Winter oft in Kleingärten zu sehen. Dabei steigt die Gefährdung für Wind- und Wassererosion, wodurch der humushaltige Oberboden abgetragen wird. Ein weiterer Nachteil der Schwarzbrache sind die Stickstoffverluste im Boden, zum einen durch Nitratauswaschung und zum anderen in Form von Lachgas (N2O). Lachgas ist ein Treibhausgas und hat ein Treibhauspotential, das 300 mal so hoch ist wie CO2. Auch die Nitratauswaschung stellt eine Gefahr für das Grundwasser dar. Hinzu kommt, dass die CO2-Freisetzung aus dem Boden bei einer Schwarzbrache erhöht ist. Beete, die nicht neu bepflanzt werden, können auf zweifache Weise wieder begrünt werden: Wir lassen im Schulgarten sich entweder eine natürliche Vegetation entwickeln, wie für das 7. Jahr in der Bibel empfohlen, oder säen Gründüngung aus. Das sind ausgewählte Pflanzen, die unterschiedliche Eigenschaften haben, den Boden zu verbessern. Dabei sind beide Varianten auch für unsere Insekten von Vorteil, indem den pollen- und nektarsammelnden Insekten durch die Blüten Nahrungsquellen geboten werden.
Sofern es nicht erforderlich ist, organischen Dünger in den Boden einarbeiten zu müssen, graben wir den Boden nicht um, sondern lockern ihn mit ausgewählten Gartengeräten, die Zinken haben. Dazu zählen im Schulgarten die Grabegabel, der Grubber, die Harke, der Sauzahn und der kleine Krail. Dadurch bleibt die natürliche Bodenstruktur erhalten, welche zuvor durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Bodenorganismen aufgebaut wurde. Für viele feine Poren sorgen dabei vor allem Würmer und Wurzeln. Besonders wichtig bei der nicht wendenden Bodenbearbeitung ist der Erhalt des Porensystems, welcher es dem Boden ermöglicht, lange Wasser zu speichern. Ein Boden mit vielen feinen Poren kann in Trockenperioden Pflanzen lange mit Wasser versorgen und ist somit besser an den Klimawandel angepasst als Böden, die umgegraben werden.
Mulchen ist eine weitere wichtige Methode
Das Mulchen mit natürlichen Materialien, die im Schulgarten anfallen, ist eine weitere wichtige Methode, das Bodenwasser zu speichern und somit die Lebensbedingungen der Bodenorganismen zu verbessern. Ein weiterer positiver Effekt des Mulchens ist die Unterdrückung von Beikräutern. Im Schulgarten wird vor allem mit Laub gemulcht, aber auch mit grob gesiebter Komposterde.
Klimaschützend bewirtschaften wir den Schulgarten auch, in dem wir auf möglichst geschlossene Stoffkreisläufe achten. Der einzige Dünger, den ich zukaufe, ist Hornmehl. Hornmehl kommt bei starkzehrenden Kulturen, wie bei den Kürbis- oder Kohlgewächsen zum Einsatz und garantiert hohe Erträge. So wenig wie möglich zu kaufen, so viel wie möglich wieder zu verwenden, ist ein Grundsatz im Gartenbauunterricht. So werden zum Beispiel gebrauchte Pflanztöpfe jedes Jahr wiederverwendet. Aus dem Kollegium werden auch mal nicht mehr benötigte Pflanztöpfe gespendet. Der aktuelle Bestand an Pflanztöpfen mit mehreren tausend Exemplaren ist mehr als ausreichend. Plastiktüten werden zwar auch mal benötigt, zum Beispiel für Bodenproben. Auch diese Tüten werden sauber gemacht und wiederverwendet.
Nach den beiden Pandemiejahren sind große Mengen Teekräuter zusammengekommen, für die ich nach einer passenden plastikfreien Verpackung gesucht habe. Beutel aus Wachstücher schienen mir hierfür als geeignet. Gebrauchte Stoffe spendete uns dafür Frau Hesse aus dem Fachbereich Handarbeit. Das Wachs stammt von unseren Honigbienen. Die Herstellung dieser Beutel übernahm letzten Winter im Lockdown Annika Zorn, die das Freiwillige Ökologische Jahr bei uns an der Schule gemacht hat (s. Foto unten).
Die Herstellung eigener torffreier Kultursubstrate ist ein sehr wichtiges Lernziel bei mir im Gartenbauunterricht. Torfhaltige Kultursubstrate bei Jungpflanzen oder Topfpflanzen sind nach wie vor stark im Handel verbreitet. Dabei sind weltweiter Torfabbau und drainierte Moorböden Hotspots für Treibhausgase. Zuerst erlernen die Schüler*innen Eigenschaften eines Substrats für Topfpflanzen. Dabei spielt ein gutes Porensystem eine wichtige Rolle, damit das Substrat Luft und Wasser speichern kann. Zu Beginn meiner Anstellung übernahm ich ein Rezept meines Vorgängers, bei dem ein Drittel Laubkompost mit einem Drittel Sand und einem Drittel Kokosfasern vermischt wurden. Die physikalischen Eigenschaften dieses Substrates waren gut, aber die Nährstoffverfügbarkeit ließ zu wünschen über. Ein Dorn im Auge war mir dabei auch der Zukauf von Kokosfasern und Sand. In den letzten Jahren probierte ich mehrere Mischungen aus, indem ich die Kokosfasern reduzierte, den Sand wegließ oder mit verschiedenen Siebgrößen experimentierte. Letztes Schuljahr kam mir die Idee in unserer Werkstatt nach Holzspänen als Ersatz für Kokosfasern zu fragen. Daraufhin bekam ich von Frau Unger ca. einen Kubikmeter Holzspäne. Eine neue Rezeptur ohne Kokosfasern und Sand, stattdessen mit Holzspänen, bei einer kleinen Zugabe von Hornmehl stellte sich als sehr wirksam heraus. Auf dem Bild sind die Pflanzen ganz rechts im gekauften torffreien Substrat gewachsen. Das ist die Kontrollvariante zum Vergleich mit eigenen Mischungen. Links davon sind Pflanzen in 70 % Laubkompost, 30 % Holzspänen und Hornmehl gewachsen. Ein optischer Unterschied ist da nicht zu sehen. Weiter links ist eine Versuchsvariante mit 70 % Laubkompost und 30 % Holzspäne sowie ganz außen links eine Variante mit 70 % Laubkompost und 30 % Kokosfasern zu sehen. Beide Varianten sind deutlich kleiner, weil den Pflanzen nicht ausreichend Stickstoff zur Verfügung steht.
Meist unbewusst jedoch mit viel Hingabe: Klimaschutz im Schulgarten
Unabhängig von dem Klimaschutz, den die Schüler*innen meist unbewusst im Schulgarten in der 6. Klasse betreiben, ist es für mich immer wieder faszinierend zu sehen, mit wieviel Hingabe und Freude die Schüler*innen mit der Komposterde arbeiten. Das Mischen der Substrate wird ganz selbstverständlich mit Händen, ohne Handschuhe und nicht mit Handschaufeln gemacht – begleitet von einem breiten Lächeln. Der direkte Kontakt mit der Erde ist auch noch in der 7. Klasse für viele ein spielerisches Vergnügen. So werden die Würmer bei der Arbeit am Kompost liebevoll aussortiert, um die Würmer vor dem Dämpfen oder den Gartengeräten zu retten. Nur bei der Namensgebung sind die Schüler nicht so kreativ. Alle Würmer in der 7. Klasse tragen den Namen Rüdiger. In der 8. Klasse sind die Schüler*innen mitten in der Pubertät. Der Spieltrieb nimmt ab. Stattdessen wird immer mehr hinterfragt. Häufig begegnet mir die Frage „Wozu machen wir das?“. In diesem Alter gehört es zu einer gesunden Entwicklung der Schüler*innen, vieles zu Hinterfragen und die Welt begreifen zu wollen. Da blicken wir zurück auf die gemeinsam durchgeführte Bodenbewirtschaftung im Schulgarten in den letzten Jahren. Fachbegriffe wie Humus, organische Düngung, Bodenarten, Porenvolumen und Fotosynthese werden anhand von Bodenuntersuchungen eingeführt und der thematische Zusammenhang zum Klima wird hergestellt.
Noch intensiver werden sich die Schüler*innen der 10. und 11. Klasse im Wahlpflichtkurs Praktische Ökologie mit diesem Thema beschäftigen. Förderung der Biodiversität, Messungen verschiedener Bodenparameter im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassung sowie die Herstellung von Terra Preta stehen auf dem Plan. Ich werde hiervon in den kommenden Ausgaben der Mittwochs berichten.
Maria Störrle, Gartenbaulehrerin
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