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Aus dem Unterricht
Klassenfahrt: Wenn die 7. Klasse eine Reise tut ...
... dann kann es in einem Abenteuer enden. Die frischgebackene 7. Klasse ging am Morgen des 12.09.2022 auf Klassenfahrt nach Helgoland. Allerlei Widrigkeiten, die uns bei der Anreise ereilten, spülten uns schließlich lange nach Abfahrt des einzigen Schiffs an den verlassenen Anleger der Reederei in Cuxhaven.
Glücklicherweise bot uns die Freie Waldorfschule Cuxhaven in ihrer Aula mit allen zur Verfügung stehenden Turnmatten Unterschlupf für die Nacht. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten in der Schule! Hoch zu loben ist auch das Personal der Reederei Cassen Eils, das, angesichts der Vorstellung, eine Schulklasse könnte an der Nordseeküste stranden, zuvor sogar bereit gewesen war, den Kapitän um längeren Aufenthalt im Hafen zu bitten, falls wir doch noch innerhalb der Gesetze des Gezeitenkalenders angekommen wären, und klaglos und überaus mitfühlend jede der im Laufe der Zeit noch notwendigen Umbuchungen vornahm. Doch davon später…
Immerhin verschaffte uns der unvorhergesehene Aufenthalt an der Mündung von Elbe und Weser ein erstes Bad im Salzwasser, bescherte uns abends das Beste vom Pizza-Bringdienst, ließ uns erleben, wie man unvorhergesehen gemeinsam eine Nacht verbringt und wie gemütlich ein improvisiertes Frühstück sein kann. Nach einer ordentlichen Wellenpartie in der Deutschen Bucht gingen wir am folgenden Tag auf Helgoland von Bord. Dort erlebten wir zwei unbeschwerte Tage bei der Erforschung des Unter- und Oberlands und den inneren Tunnelgängen aus der Zeit, als Helgoland noch eine Seefestung war. Selbstverständlich blieb auch die wechselvolle Inselgeschichte nicht unerwähnt, und natürlich widmeten wir uns ausgiebig der besonderen Tier- und Pflanzenwelt. Das Erlebnis der Stille, der nicht vorhandene Autoverkehr, die Erkenntnis, dass Helgoländer keine Fahrzeug benötigen, war beeindruckend. In einer Nacht waren wir draußen unterwegs. Da war es einzig der Lichtstrahl des Leuchtturms, der die Dunkelheit erhellte. Auch das ist eine spannende Erfahrung für Stadtpflanzen.
Am Donnerstag meldete die Reederei, dass sich ein gewaltiger Sturm über der Nordsee zusammenbraute und der Schiffsverkehr auf unbestimmte Zeit eingestellt werden würde. Die Helgoländer zeigten sich wenig erschrocken, sondern taten, was getan werden musste: Postierten Leitern, sicherten Fenster und Türen, legten Strandkörbe flach, holten Tische und Stühle von draußen rein. Schnell noch ein wenig einkaufen und dann Tee kochen. Zunächst waren wir etwas irritiert, denn die Sonne schien unverdrossen am blauen Himmel. Aber schon bei einem Inselrundgang am Nachmittag zog heftiger Sturm auf, der dunkle Wolken in wildem Galopp vor sich her trieb. Gegen Abend bestaunten wir atemlos das ohrenbetäubende Tosen und Heulen, die Gischt klatschte gegen die Fensterscheiben. Wir waren die einzige Klasse in der helgoländer Jugendherberge und genossen die hervorragenden Kochkünste und die überaus liebenswürdige Betreuung des Herbergsteams.
In den nächsten Tage erlebten wir hautnah, wie sich Regen und Wellen mischten, Himmel und Meer eins wurden, und staunten, dass man binnen zwei Minuten bis auf die Haut nass werden kann. Und die Mutigen wurden das ab sofort täglich, denn auch wenn wir das Oberland nicht mehr betreten durften (wie waren zu leicht für Windstärke 11), genossen wir das Wetter in vollen Zügen.
Und dann kam die Zeit, wo Wind und Regen nachließen und ein Boot uns bei stürmischer Überfahrt mit hinüber zur Düne nahm. Wir waren auf der Suche nach angelandeten Schätzen wie versteinerten Seeigeln, fanden aber auch beeindruckend hohe Berge von angeschwemmten Braunalgen. Seit unserem ersten Besuch, der noch mit einem sommerlichen Badeerlebnis und einem Sandburgwettbauen verbunden gewesen war, hatte sich die Landschaft vollkommen verändert. Aber die Robben waren aus dem Meer an den Strand zurückgekommen und schienen uns freundlich zuzuwinken.
Nach vielen Telefonaten mit der Reederei, bei denen nie versäumt wurde, nach dem Wohlbefinden der Kinder zu fragen, kam am Sonntag die Nachricht, dass Montagnachmittag höchstwahrscheinlich das erste Schiff im Hafen ankäme. Und sogleich mischten sich die Gefühle: Der Wunsch, schnell zu Hause einmal nach dem Rechten zu sehen, stritt mit dem anderen. Nämlich dem, das herrliche Leben auf der Insel möge noch ein Weilchen weitergehen. Das kennt wohl jeder, der einmal ein wunderbares Abenteuer erlebt hat.
L. Müller, Klassenlehrerin
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