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Aus dem Unterricht
Herr Centmayer und die fünfte Klasse
Vor anderthalb Jahren ging Frau Riberi in Mutterschutz und Herr Centmayer übernahm ganz spontan ihre Klasse. Es schien fast so, als seien die Eltern aufgeregter als die Kinder gewesen, die sich allesamt auf die neue Situation einließen. Einige Kinder vermissten ihre allererste Lehrerin noch eine ganze Weile, andere konnten schnell annehmen, was war. Herr Centmayer strahlte von Anfang an eine große Sicherheit aus, dass alles sehr gut werden würde. Und das wurde es auch. Schnell stellte sich heraus, dass dieser Lehrer ein Geschenk für die Kinder und uns Eltern war.
Er übernahm die Klassenführung mit einer tiefen Ruhe und Klarheit, die sich auf die Kinder auswirkte. Einmal wollte ich unserer ältesten Tochter noch etwas in den Klassenraum bringen. Ich stand vor der Tür und im Raum war es laut. Dann hörte ich Herrn Centmayers Stimme: "Stille". Und noch einmal: "Stille". Ich traute meinen Ohren kaum. Es war Stille. Über 30 Kinder lauschten nach wenigen Sekunden den Worten ihres Lehrers. Wie hatte er das geschafft? Ich glaube, die Kinder wussten immer um seine Zugewandtheit zu ihnen. Ich hatte das Gefühl, er hält zu ihnen. Er führt sie als Erwachsener und ist doch immer auf ihrer Seite. Herr Centmayer hat den Kindern immer vertraut und konnte ihnen damit auch viel zutrauen. Als wir Eltern beispielsweise einmal vorschlugen, dass die Kinder begleitet werden, wenn sie das erste Mal mit der Straßenbahn zum Schwimmbad fahren, winkte er freundlich ab und sagte: "Die Kinder schaffen das." Als die Kinder ins Kanu stiegen, dachte ich, dass er ihnen noch ein paar Vorsichtsmaßnahmen mit an die Hand geben würde. Stattdessen winkte er freundlich und rief: "Kommt nicht an der Nordsee an."
Ähnlich war es beim Thema 'Hausaufgaben': Herr Centmayer bat darum, dass nicht wir Eltern dauernd unterstützen oder gar mithelfen, sondern dass die Kinder jene Aufgaben, die sie können, alleine und aus Liebe zu ihrem Lehrer erledigen. Was Kinder nicht können, sollen sie nicht machen. Nur so hatte er einen Überblick über den Leistungsstand der Kinder. Und nebenbei wurde es normal, mal etwas zu können und mal eben auch nicht, sondern vielleicht erst ein paar Tage später. Über Herrn Centmayer wurde jedenfalls gemunkelt, dass er mehr weiß als im Lexikon steht ... Eine Stadtführung durch Braunschweig war ihm ohne jedwede schriftliche Ausführungen möglich.
Herr Centmayer betrachtete bei all dem Lachen und Spaß auch tiefsinnige Themen über das Leben und den Tod und auch die Wiedergeburt, was in unserer Familie zu ganz intensiven Gesprächen führte. Außerdem erklärte er uns Eltern immer mal wieder, in welcher Entwicklungsphase unsere Kinder gerade stecken und was sie von uns brauchen. Ihm war wichtig, dass es den Kindern gut geht und das hat er auch immer wieder betont.
Die Ruhe, Klarheit und sein Humor bleiben uns Eltern und vor allem den Kindern in schöner Erinnerung. Nun wartet die nächste Klasse auf diesen wundervollen Lehrer und wir freuen uns sehr auf Frau Riberi, die ihre Klasse nun wieder übernehmen wird.
PS: Falls ihr es noch nicht wusstet: Schnaps ist gut gegen Cholera. Davon können die Fünftklässler dank Herrn Centmayer nun ein Lied singen...
Frau Wrede
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