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Aus dem Unterricht
Aus dem Gartenbau: Schulprojekt zur Klimaanpassung
Die Folgen des Klimawandels sind mittlerweile deutlich spürbar. In Braunschweig sind es vor allem die Starkregenereignisse oder heiße Tage, die den Einwohnern Probleme bereiten können. Für alle, die mit der Erde arbeiten, sind die veränderten Niederschlagsmuster ein Problem. Die Regenfälle sind intensiver und kürzer. Nach längerer Trockenheit, sowie in diesem Frühjahr, trocknet der Boden aus und wird hydrophob. Ein hydrophober Boden weist das Wasser ab, anstatt es aufzunehmen.
Im Rahmen eines Schulprojektes, an dem die Klassen aus dem Gartenbauunterricht und aus dem Wahlkurs Praktische Ökologie teilnahmen, wurde untersucht, in wie fern Mykorrhiza zur verbesserten Wasseraufnahmen und -speicherung im Boden beitragen können.
Bei Mykorrhiza handelt es sich um eine Symbiose zwischen Landpflanzen und Pilzen. Bei Ektomykorrhiza umhüllt der Pilz die Wurzel äußerlich mit feinen Fäden, den Hyphen. Bei Endomykorrhiza dringen die Hyphen in die Feinwurzeln ein. Die Gesamtheit der Hyphen ist das Mycel (Abb. 1).
Bei dieser Symbiose findet ein Austausch statt. Der Pilz bekommt von der Pflanze Zucker aus der Fotosynthese und die Pflanze wird mit Nährstoffen und Wasser von dem Pilz versorgt. Da der Pilz die Wurzel mit den Hyphen erweitert, kann die Pflanze mehr Boden erschließen, um sich mit Wasser zu versorgen. Auf diese Weise kann die Pflanze trockene Phasen besser überstehen.
Eine eher wenig bekannte Funktion der Mykorrhiza ist ihre positive Wirkung auf die Bodenstruktur. Schweizer Wissenschaftler aus der Lawinenforschung konnten zeigen, dass das Myzel Bodenaggregate umschließt und dadurch die Stabilität einzelner Bodenkrümel deutlich erhöht. Diese sogenannte Krümelstabilität spielt eine entscheidende Rolle bei Starkregenereignissen. Sie ermöglicht es dem Boden, große Wassermengen aufzunehmen und reduziert gleichzeitig das Risiko von Verschlämmung und Erosion.
Wir wollten wissen, inwiefern sich dieses Wissen über Mykorrhiza praktisch in Braunschweig anwenden lässt. Daraus ist ein Projekt entstanden mit dem Titel: „Beitrag der Pilze zur Klimafolgenanpassung“.
Mit dieser Projektidee haben wir uns bei beim Projekt der Stadtverwaltung und TU Braunschweig „Co-adapted Braunschweig“, abgekürzt COABS, im März dieses Jahres beworben. Das Motto von COABS lautet: „Kleine Räume – große Wirkung: Gemeinsam Klimaanpassung gestalten und umsetzen! Naturbasiert – kommunikativ – umweltgerecht – sozial“. Die besten Projekte erhielten Förderprämien – zu den auch wir gehören. Von der Prämie haben wir die Mykorrhizapilze und eine Wärmebildkamera gekauft.
Zur Projektdurchführung gehörten
- Substratherstellung
- Jungpflanzenproduktion mit klimatoleranten Sorten (mehr dazu in der Mittwochs Ausgabe 14 2025)
- Ausrichtung des Jungpflanzenmarktes im Mai
- Impfung des Bodens und des Jungpflanzensubstrats mit Mykorrhizapilzen
- Bodenuntersuchungen vor der Impfung mit Mykorrhiza und nach 20 Wochen: Bodengefüge, Wasserdurchlässigkeit (kf-Wert) und Krümelstabilität
Die Bodenuntersuchungen vor der Mykorrhiza-Impfung sowie 20 Wochen danach dienten der Analyse der Wirkung der ausgebrachten Mykorrhizapilze. Auch wurden diese Bodenuntersuchungen auf unterschiedlichen Landnutzungen durchgeführt. Dazu gehörten Rasen, Beet und Wald. Auf diese Weise haben wir auch verglichen, welche Bepflanzung bzw. Bodennutzung dazu beiträgt, dass das Wasser bei Starkregenereignissen besser aufgenommen wird.
Am beliebtesten war bei den SchülerInnen die Untersuchung der Wasserdurchlässigkeit mit dem Rohrversuch (Abb. 2+3).
Bei diesem Rohrversuch wurde gemessen, wie lange das Wasser braucht, um im Boden zu versickern. Dazu gehörte auch das Vorwässern, um vergleichbare Bedingungen für die Messungen zu schaffen. Die Ermittlung des kf-Wertes, der die Wasserdurchlässigkeit von Böden beschreibt und mit einer komplexen Formel berechnet wird, war weniger spannend, musste im Wahlkurs Praktische Ökologie jedoch eigenständig durchgeführt werden.
Sehr spannend waren die Ergebnisse der Bodenuntersuchungen im Frühjahr. Das Frühjahr 2025 zeichnete sich durch starke Trockenheit aus. So konnte man deutlicher sehen, welche Faktoren die Wasserinfiltration (kf-Wert) beeinflussen: der Boden nahm das Wasser besser auf, wenn er bewachsen war, entweder mit Rasen oder mit wilden Kräutern und Gräsern und wenn er beschattet war, so wie im Wald. In Stauden- oder Gemüsebeeten war der Boden dicht und hydrophob, sodass die schlechtesten kf-Werte in den Beeten gemessen wurden. Durch die direkte Sonneneinstrahlung, Windeinwirkung und fehlende Durchwurzelung war die Evaporation des Bodens in Beeten viel höher. Allein aus diesen Messungen konnten die Schüler:innen für sich erschließen, dass das Mulchen oder eine ganzjährige und vollständige Bepflanzung von Beeten den Wasserhaushalt und die Wasserinfiltration bei Starkregenereignissen positiv beeinflussen oder dass Tiny Forests zur Verbesserung von Wasserinfiltration, -speicherung und -abgabe (Kühlung) in Städten beitragen können.
Im Beet hat sich das Bodengefüge verbessert. Es gab eine Reduzierung des Klumpen- und Polyedergefüges und die Krümelstabilität nahm zu.
Auch die Mykorrhizierung im Gemüsebeet wurde untersucht, um zu überprüfen, ob die Impfung mit Mykorrhizapilzen erfolgreich war. Dafür wurden die Wurzeln des Einjährigen Rispengrases aus dem Gemüsebeet mikroskopisch analysiert. Das Ergebnis: Die Endosymbiose ist im Lichtmikroskop deutlich erkennbar. Diese fädigen und verkreuzten Strukturen sind die Hyphen des Pilzes, der auch im inneren der Wurzel wächst und somit Arbuskeln bildet. Beim genauen Hinschauen erkennt man auch die Sporen dieses arbuskulären Mikorrhizapilzes (Titelbild).
Im Mai fand das erste Vernetzungstreffen (Abb. 4) der prämierten Projekte an der TU statt. Begleitet wurde ich von zwei Schülerinnen aus der damaligen 7., aktuellen 8. Klasse und von drei Schülerinnen aus dem Wahlkurs Praktische Ökologie. Gelobt wurde die Anwendung von wissenschaftlichen Methoden, die bislang nur Studierenden vorbehalten blieb. Auch witterten die anwesenden Projektverantwortlichen von der TU Nachwuchs für die eigenen Studiengänge. Frau Dr. Ines Bruchmann, die bei der Stadt Braunschweig für den Bereich Klimaschutz und strategische Umweltplanung zuständig ist, hebte hervor, wie toll es sei, dass SchülerInnen der aktuellen 8. Klasse beim Jungpflanzenmarkt von der Kundschaft mitgebrachte Bodenproben untersuchten.
Im Juni und Juli geschah noch einiges. Eine Kamerafrau der Stadt Braunschweig drehte einen Kurzfilm über das Projekt (Abb. 5). Frau Dr. Ines Bruchmann besuchte uns im Unterricht. Eine Gruppe von 20 Personen bestehend aus der Stadtverwaltung des Fachbereichs Umwelt und WissenschaftlerInnen des Projektes SpACE Lab, Spatial Analytics and Crossdisciplinary Experimentation Lab von dem ISU – Institute for Sustainable Urbanism, der Technischen Universität Braunschweig besuchten den Schulgarten an einem Samstag.
Nach dreijähriger Projektphase des vom Bundesumweltministerium geförderten Projektes COABS fand in einem feierlichen Rahmen das Abschlussforum am 10. September 2025 statt. Im Business Center III (Willy-Brandt-Platz 13) wurden die nachbarschaftlichen Initiativen, zu denen auch wir gehören, präsentiert und gewürdigt. Anna Hanusch, Dezernentin für Umwelt, Stadtgrün und Hochbau, Stadt Braunschweig, Prof. Dr. Angela Ittel, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig und Dr. Enke Frank, Niedersächsisches Umweltministerium (Niedersächsisches Klimakompetenzzentrum – NIKO) sprachen die ersten Grußworte (Abb. 6+7).
Für die SchülerInnen ist es eine schöne Gelegenheit, für sich zu erkennen, dass wir als Waldorfschule gar nicht so uncool sind.
Grüße aus dem Schulgarten
M. Störrle, Lehrerin,

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