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Aus dem Unterricht
1. Platz: Bioplastik aus Rosskastanien
Den meisten Menschen ist bekannt, dass das Plastikmüll ein großes Umweltproblem darstellt. In den Medien kursieren erschreckende Berichte und Dokumentationen. Spätestens das Bild von dem Großen Pazifikmüllfleck (eng.: Great Pacific Garbage Patch) macht einem das Ausmaß des Problems deutlich. Dabei soll die Fläche des Großen Pazifikmüllflecks dreimal so groß sein wie Frankreich. Weniger bekannt ist die gleiche Problematik in Böden. Die Menge an Plastik, die jährlich in die Böden gelangt, soll 4-23 mal höher sein als die Menge, mit denen die Meere belastet werden.1
Mittlerweile gibt es zum herkömmlichen Plastik einige umweltfreundliche Alternativen. Dabei ist die Herstellung in der Regel aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus Nebenprodukten. Ein oft verwendeter Rohstoff dafür ist die Stärke, die bekanntlich in Kartoffeln, Mais oder Getreide enthalten ist.
Wie aufwendig der Anbau von ackerbaulichen Produkten ist, wissen die WaldorfschülerInnen schon recht gut. Angefangen bei der Ackerbau-Epoche in der 3. Klasse, über den Gartenbauunterricht in Klassen 6-8, bis hin zum Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse arbeiten die SchülerInnen in und mit der Natur, um Lebensmittel zu produzieren. Alle diese Etappen bzw. Unterrichtseinheiten dienen der Umweltbildung, um eine Wertschätzung für Lebensmittel und unsere Umwelt zu entwickeln. Dabei umweltfreundlich zu wirtschaften ist eine Selbstverständlichkeit. So wurde der Plastikeinsatz im Gartenbauunterricht kontinuierlich an unserer Schule reduziert. Die Pflanztöpfe sind gebraucht und werden von Eltern gespendet und werden nicht wegschmissen, sondern einfach viele Jahre weiterverwendet. Die Quickpot-Anzuchtplatten für die kleinen Setzlinge sind zur dauerhaften Nutzung gedacht. Die Pflanzenetiketten wurden durch Holzstäbchen ersetzt. Die großen Mengen an getrockneten Kräutern werden in Bienenwachsbeuteln statt in Plastikbehältern aufbewahrt. Unsere Schülerfirma nähte 150 Meter Absperrbänder aus gebrauchten Stoffen für Beete oder Komposte, damit das rot-weiße Absperrband nicht mehr verwendet wird.
Es waren ausgerechnet die Kräuter, die zum Verkauf angeboten werden sollen, die dazu geführt haben, dass Bioplastik im Unterricht hergestellt wurde. Dabei sollen die getrockneten Kräuter für den Käufer gut zu sehen sein, aber gleichzeitig verpackt sein. Daraus ist die Idee entstanden, Bioplastik aus Stärke herzustellen, aber ohne dabei Lebensmittel zu verwenden. Eine Quelle für Stärke gibt es in der Schule. Das sind die Rosskastanien, die bis zu 40 % aus Stärke bestehen. Doch wie isoliert man die Stärke aus Rosskastanien und wie stellt man daraus Bioplastik her? Diesen Fragen haben sich die OberstufenschülerInnen der Klassen 10 und 11 aus dem Wahlkurs Praktische Ökologie gestellt. Sie haben dabei viele Methoden ausprobiert, die Ergebnisse genau beobachtet und anhand des fertigen Produkts neue Schritte abgeleitet, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Der fünfte Versuch führte dabei zum gewünschten Ergebnis. Das Bioplastik auf dem Titelbild ist reißfest, leicht durchsichtig und biegsam.
Die PSD Bank Braunschweig eG fördert finanziell nachhaltige Schulprojekte. Dieser Wettbewerb heißt „Eure Vision – unsere Aktion“. Im März 2024 wurden innerhalb von 10 Minuten die Eckdaten über die Herstellung von Bioplastik aus Rosskastanien an unserer Schule online bei der PSD Bank eingeben. Ende Juni kam die frohe Nachricht, dass wir aus 102 Bewerbungen auf dem 1. Platz gelandet sind und ein Preisgeld von 1000 Euro bekommen haben!
Die Freude ist groß. Dabei gilt der Dank nicht nur den jungen Forschern und der PSD Bank, sondern allen Eltern und SchülerInnen, die sich jährlich beim Martinsmarkt engagieren. Die verwendeten Geräte für die Herstellung des Bioplastiks, ein Dörrgerät und ein leistungsstarker Blender, wurden aus den Einnahmen des vorletzten Martinsmarktes finanziert. Solche Möglichkeiten sind nicht selbstverständlich und sind ein Beweis dafür, wie unsere Schulgemeinschaft zum Gelingen von schönen Projekten beiträgt.
M. Störrle, Gartenbaulehrerin
1) Microplastics in the soil environment: Occurrence, risks, interactions and fate – A review: Critical Reviews in Environmental Science and Technology: Vol 50, No 21 (tandfonline.com)
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